Für Wehmut war am letzten Tag des Sola-Camps 2022 wirklich keine Zeit. Dafür sorgten die Mitarbeiter mit einer ganzen Schatzkiste voller Spielideen, die Musketiere und der König von Frankreich. Immerhin war seine Majestät von den Anhängern des machtbesessenen Kardinals entführt worden und sollte ein Dokument unterzeichnen, das dem roten Kirchenmann die ganze Macht im Staat übertragen hätte. Natürlich verhinderten die wackeren Musketiere den dunklen Plan, in einer richtigen Actionszene.
Unweit des Campgeländes liegt direkt am einer Kreuzung die alte Femerichtstelle, an der vor einigen Jahrhunderten die Bösewichte aus Werne, Selm, Nord- und Südkirchen und anderen Ansiedlungen für ihre Schandtaten zur Rechenschaft gezogen wurden. Der Heimatverein Selm hat diesen traditionsreichen Gerichtsort im vorigen Jahrhundert wieder instand gesetzt und damit die perfekte Kulisse für die Schlüsselszene aus dem Musketierroman geschaffen. Hier wartete der entführte König auf seine erhoffte Befreiung. Die Entführer hielten ihn mit einem Dolch an der Gurgel in Schacht. Als dann die Kinder vom Camp zur Gerichtsstätte kamen, wurden sie Zeugen des Erpressungsversuchs. Als die Musketiere schließlich die Geduld mit den Entführer verloren, stürmten sie mit gezogenen Degen auf die Bühne und befreiten den König in einem richtigen Gefecht.
Dankbar registrierte der Monarch seine neue erlangte Freiheit. In einem Siegeszug geleiteten die Mädchen und Jungen zusammen mit den Musketieren den König zurück auf den Zeltplatz. Dort wartete ein mehrgängiges Essen auf den Monarchen und sein Gefolge. Den letzten Akt des Spiels musste der König fast alleine bewältigen. Jener machtbesessene Kardinal tauchte auf. Er wusste noch nichts von der gelungenen Befreiung und ahnte, so die Romanvorlage, nichts davon, dass sie der König unter den Festgästen befand. Der Kirchenmann betonte immer wieder seine Bescheidenheit und bot in aller Scheinheiligkeit an, für die Zeit der Abwesenheit des Königs dessen Stellung zu übernehmen. Schließlich riss dem geduldigen Landesherrn der Geduldsfaden. Der König ließ den sich sträubenden. Kirchenmann von den Musketieren verhaften. Der Kirchenmann wird, so wollte es der König, die nächsten fünf Jahre als Ruderer auf einer Galeere verbringen. Ein Urteil, das die Kinder angesichts der Übeltaten des Kardinals gerecht fanden.
Der ganze Nachmittag war für die Campkinder mit Spielen angefüllt. Die Betreuer hatten insgesamt sechs Spielstationen eingerichtet, an denen die Schüler besonders ihre Geschicklichkeit und ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen konnten. Angesichts der sommerlichen Temperaturen ging es an einigen Spielstationen ums Wasser. Die Akteure bekamen richtige Bauarbeiterhelme aufgesetzt. Jetzt hieß es hopsen, um mit dem Helm die aufgehängte „Wasserbombe“ zu treffen. An anderer Stelle mussten jeweils zwei Kinder Teams bilden. Die Gruppen bekamen Decken. Die Aufgabe bestand darin, die mit Wasser gefüllten Luftballone mit der Decke über ein Trennseil zu werfen und auf der anderen Seite wieder mit einer Decke aufzufangen. Das Team mit den meisten heilgebliebenen Wasserballons war der Gewinner.
Am letzten Abend beim Sonnenuntergang machte sich doch noch ein Hauch von Wehmut breit. Doch es bleibt ein Trost – sollte nichts Außergewöhnliches dazwischen kommen, wird es im nächsten Sommer das Sola 23 mit vielen neuen Ideen geben. Und außerdem haben die Sommerferien gerade erst angefangen.