Das Abenteuerlager am Rande des Ruhrgebietes

Tagesbericht Samstag

Drückende Schwüle lag über der großen Wiese in Selm, auf der zahlreiche Helfer in den Tagen zuvor alles für das Zeltlager (Sola) vorbereitet hatten. Noch waren die Jungen und Mädchen nicht da und im Camp waren die Helfer mit ihren Vorbereitungen fast fertig. Küchenfee Karin Hampel kontrollierte noch einmal die Vorratshaltung im Küchenzelt. Andreas Peters und sein Helferteam nutzten die Wartezeit bis zur Ankunft der Kinder ebenfalls zu letzten Handreichungen, zum Ballspielen oder einfach nur dazu, Pause zu machen. Diese Beschaulichkeit wurde plötzlich durch die Nachricht abgebrochen, nach der die Kinder in wenigen Minuten eintreffen würden. Zunächst stieß dieser Alarmruf auf Skepsis. Denn laut Plan war es noch viel zu früh. Doch entsprechende Rückfragen wurden mit deutlichem Nachdruck beantwortet: die Hauptpersonen des Sola 2022 würden in Kürze eintreffen. 

Wie für die Kinder alles anfing

Für die 42 Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren hatte die Zeltwoche offiziell schon einige Stunden zuvor im Schatten von Schloss Nordkirchen begonnen. Die Campwoche steht ja ganz im Zeichen der drei, oder richtigerweise der vier Musketiere. Und welcher Treffpunkt wäre da passender als das Schloss Nordkirchen? Auf dem großen Parkplatz vor der Finanzverwaltungsschule ging es los. Der Weg zur Sola-Anmeldestelle war ausgeschildert. Niemand konnte sich verlaufen. Die Schüler konnten hier ihre Koffer, Taschen, Tüten und Rucksäcke abgeben, erfuhren, in welchen Zelten sie die nächsten sieben Nächte verbringen würden. Kurz – es ging um viel Bürokratie. Doch dabei blieb es nicht.

Denn die Musketiergeschichte begann für die Jungs und Mädchen bei der Anmeldestelle. Dort gab es eine erste Auseinandersetzung zwischen den Musketieren, den richtigen und den falschen. Überhaupt werden die Möchtegern – Musketiere in den nächsten Tagen noch für einigen Wirbel im Sommercamp sorgen.

Während das Gepäck vom Camp-Fahrdienst ganz modern mit Motorkraft zum Lagerplatz gefahren wurde, galt es für die Kinder und ihre erwachsenen Begleiter die sage und schreibe acht Kilometer lange Strecke zwischen Schloss und Zeltplatz ganz altmodisch zu Fuß zu überwinden. Dafür, so hatten die Planer des Events berechnet, würden die jungen Zeltgäste bestimmt einige Stunden brauchen. Laut Plan war die Ankunft um 19 Uhr vorgesehen.

Eine wichtige Aufgabe zur Rettung der zukünftigen Musketiere hatte André übernommen. Der Nordkirchener wartete mit einem Kofferraum voll Wasser auf halber Wegstrecke. Die Kinder ließen die geplante Wanderzeit Makulatur werden. Denn schon nach rund 40 Minuten war die Gruppe dank ihrer hellen signalfarbenen Umhänge in Gestalt von leuchtenden Punkten am Horizont erkennbar. Diese leuchtenden Punkte wurden schnell im größer. Und schon bald war Andrés Auto von durstigen Kindern umzingelt.

Die Musketiere nutzten die kurze Pausenzeit, um die Sola-Teilnehmer über die Aufnahme des vierten Musketiers in die Reihe der Edelkämpfer entscheiden zu lassen. Die Kinder stimmten geschlossen dafür. Der Weg konnte nun mit vier ganz offiziellen Degenkämpfern des Königs von Frankreich fortgesetzt werden.

Ankunft im Camp

Die Gruppe konnte so einfach das große Eingangstor nicht durchschreiten. Dafür sorgen Karin Hampel, die Küchenfee, und Geländebesitzer Andy Hanke. Denn wer auf dem Gelände schlafen, spielen und essen möchte, muss dafür bezahlen. Das Bezahlen war noch die einfachere Hürde. Denn einer der Musketiere hatte eine Schatulle mit goldfarbenen „Whoppers“ dabei. Das ist die Camp-Währung, die anstandslos akzeptiert wurde. Die zweite Hürde war etwas höher, denn die Kinder mussten auch versprechen, mitzuhelfen. Dafür gingen viele Hände als Zeichen der Zustimmung in die Höhe. 

Die beiden Wächter zeigten sich zufrieden, gaben den Weg frei. Hanna Hampel war als einzige im Besitz eines Megafons und konnte sich deshalb auch inmitten einer aufgeregten Kinderschar Gehör verschaffen. Die Teilnehmer bekamen ihre Zelte zugeteilt, wurden in die Campregeln eingeführt und schließlich war es (endlich) auch Zeit für das Abendessen. Mit einem großen Lagerfeuer klang der erste Tag des Sola 2022 aus.